h5bannerAls wir in Mersch ins Auto einstiegen, waren wir uns einig. Heute holen wir den Sieg! Woher diese Siegesgewissheit, gegen die Mannschaft auf Platz 3 unserer Tabelle, kam? Gegner, gegen die wir vorher nie gespielt haben?
Nun, nennen wir es jugendlichen Übermut. Tatsächlich, wir zweifelten nicht, bis wir die Sportfreunde beim Warmspielen beobachteten. Das konnte dann wohl doch etwas problematisch werden.

Das erste Doppel, holte uns auch schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. 
Dieter Cousin und Helmut Küpper sind zwei alte Haudegen mit gefühlten 100 Jahren Erfahrung und einer guten Portion Ballgefühl dazu. Georg und Dieter hatten hier wenig entgegen zu setzen. Lediglich im 3.Satz (6:11 für Mersch) glitt das Spiel den Geyern etwas aus den Händen. So lagen wir nach dem ersten Spiel hinten. Ups.

Am Nachbartisch spielte sich Ähnliches ab. Nachdem Heinz und Tom den ersten Satz, scheinbar problemlos, mit 5:11 nach Hause holten, wollte ihnen das im zweiten Satz schon nicht mehr gelingen. Sie konnten einfach die beiden Schmetterspezies Tiepelt und Bochert nicht mehr abschütteln und verloren den Satz dann noch mit 13:11. Der dritte Satz ging nun recht klar nach Gey und wir rechneten mit einer Niederlage. Doch es kam anders. Heinz und vor allem Tom verfolgten nun eine Fehlervermeidungsstrategie, was ihnen in den nächsten beiden Sätzen zum Sieg verhalf.

Im dritten Doppel trafen Alfred und ich auf Bruno Pohl und Dominik Breidenich. Diese Beiden spielen wesentlich schlechter als die anderen Geyer. Dennoch hatten wir mehr als nur unsere liebe Mühe. Satz eins holten wir sicher heim. „Weiter so“. Im Satz Zwei – Nichts geht mehr – es ist zum verrückt werden. Ich verschlage alles was geht und produziere auch noch meine allseits beliebten Aufschlagfehler in bisher nicht dagewesenem Umfang. Ich glaube, Alfreds Gehirn musste wohl dem Platzen nahe gewesen sein.  Im Satz Drei – das Gleiche wieder! Ich war irgendwie total durch den Wind und ratlos. „Dieses Spiel müssen wir einfach gewinnen“ sagte ich zu Alfred der wohl an meinem Verstand zweifelte. Im vierten Satz zwang ich mich zu Ruhe und ich fand sie dann auch. Zum Glück, denn so boten wir unseren Gegnern wieder genügend Zeit und Raum auch mal ihren Tischtennisquatsch vorzutragen, der uns den Gewinn von Satz Vier und Fünf einbrachte. Da waren wir (vor allem Ich) mit Geyerhilfe wieder mal um eine Blamage herum gekommen.

1:2 für Mersch nach den Doppeln. Da ging also doch was.

Das erste Einzel Cousin/Kühnl – der Kampf der Titanen – unerbittlich wurde da gekämpft von Zweien die sich ebenbürtig waren.  Am Ende sprach das Ballgewinnverhältnis nur ganz knapp mit 48:49 für Heinz Kühnl als Gewinner. Der war sichtbar überglücklich, nach dem Gewinn des fünften Satzes, und es wurde reichlich gratuliert.

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Auch Helge Tiepelt, der sein Schmetterspiel gegen Georg Thevessen nicht aufbauen konnte, vermochte im zweiten Einzel nicht zu punkten. Georg triumpfierte gegen ihn mit stoischer Gelassenheit und mit einem verschmitzen Lächeln kehrte er hernach zur Bank zurück.

Tom Pahle gegen Haudegen Helmut Küpper. Eine Nervenzerreißpobe für Küpper. Ich denke, nie zuvor hat Küpper gegen jemanden gespielt, der so viel Desinteresse an diesem Spiel ausstrahlt, wie Tom. Schlacksig, in sich zusammengefallen, bewegungslos steht Tom am Tisch und bewegt nur die Arme, wenn der Ball kommt. Und der Ball kommt zurück mit Unterschnitt. Küpper muss neu aufbauen bis wieder ein Ball zum Schmettern kommt. Küpper schmettert und Tom bewegt die Arme – der Ball kommt zurück mit Unterschnitt. Küpper verzweifelt, verdutzt, verschlägt, fühlt sich verarscht und wir grinsen. Küpper verliert drei Sätze.

1:5 für Mersch – ich hab’s ja gleich gesagt.

Dieter Lorse ist dann jedoch gegen Walter Borchert chancenlos. Borchert schießt auf alles was sich oberhalb der Netzkante bewegt und hat eine verdammt gute Trefferquote. Dieter ist damit beschäftigt möglichst viel Druck aus dem Spiel zu nehmen und kann eigene Angriffe nicht so gut in Punkte verwandeln. Er ist hier eindeutig unterlegen.

Nun nahm ich es mir zu Aufgabe für den Krimi des Abends zu sorgen. Selten habe ich in so fassungslose, ja schon resignierte Gesichter meiner Mannschaftskameraden geschaut wie in diesem Spiel. Mein Gegner Bruno Pohl kann einige nette Angriffsschläge, spielt einen sicheren Schupfball und bewegt sich auch, wenn es sein muss. Aber ich weiß und meine Mannschaftskameraden wissen, dass ich in diesem Spiel der Bessere bin, vielmehr sein sollte. Wie zur Bestätigung führe ich anfangs schon deutlich im ersten Satz mit 2:6. Doch Bruno hat etwas, das mich schwer trifft. Einen komisch, seltsamen, undefinierbaren Aufschlag, der mir einfach vom Schläger springt und ihn regelmäßig in hervorragende Schmetterposition versetzt. Ich verkrampfe wieder mal, verschlage was geht, Bruno schmettert was geht und ich verliere Satz Eins. Dann verliere ich auch Satz Zwei so dämlich, dass es schon weh tut. Ich bin total kirre darüber, dass ich hier nichts reißen kann. Dann der dritte Satz. Der Wendesatz. Auch diesmal führe ich zu Anfang, hänge dann wieder hinterher. Doch so langsam gelingt es mir diese blöden Aufschläge etwas flacher und auf den Tisch zu retournieren. So kann ich jetzt nah dran bleiben und sogar zu einem 10:10 wieder aufschließen.

Als ich dann beim 13:13 einen meiner berühmtberüchtigten Aufschlagfehler aus dem Hut zaubere, müssen wirklich alle meiner Mannschaftskameraden ihre Köpfe mit den Händen festhalten um dabei nicht verrückt zu werden. Irgendwie habe ich dann doch den Dreh gefunden meinem Gegenüber drei Punkte nacheinander abzunehmen und verhinderte so knapp, ganz knapp, die 0:3 Niederlage.

Jetzt musste ich mir ein paar Takte von Tom Pahle anhören. Ich würde ja eine ganz gute Vorhand spielen solle aber doch bitte warten, bis ich sie auch einsetzen kann. Und ich soll endlich diese bekloppten Angaben mit ordentlich Unterschnitt zurückgeben. Naja das Letztere war für mich kaum umsetztbar aber etwas mit meinen Angriffen abzuwarten, das habe ich mir danach fest vorgenommen.

Und es sollte klappen. Ich habe einigen Verlockungen zu Schmettern widerstanden und stattdessen Bruno den Ball zugeschoben der ihn dann sicher in einen Punkt für mich umwandelte. Das veränderte zwar nicht das komplette Spiel, doch brachten mir die Ballwechsel fortan mehr Punkte ein als Bruno und ich konnte eine fast sichere Niederlage in einen Sieg wandeln.

2:6 für Mersch mit meinem gurseligem Spiel.

Auch Alfred hatte seine Mühe gegen Breidenich.  Beide schoben sich die Bälle ausdauernd zu und lieferten sich bei ähnlicher Fehlerquote ein ausgeglichenes Spiel. Im fünften Satz führte Alfred anfangs wieder deutlich, konnte dann jedoch ein Wiederaufrücken Breidenichs nicht verhindern.  Alfred meinte hinterher es habe daran gelegen, dass sich sein Gegner auf einmal wieder konzentriert habe. Nun, dann hat er das nicht lang genug getan. Denn die letzten beiden Punkte gingen an Alfred und ein weiterer Siegpunkt so an Mersch-Pattern.

2:7 für Mersch –  wenn das nicht klappen sollte

Doch die folgenden 4 Spiele sollten wir verlieren. Wie die „Geyer“ stürzten sie sich auf uns.
Das erste Opfer war Georg. Der konnte zwar den ersten Satz noch holen (beinahe so wie eine Elster die einem fressenden Hund was aus seinem Fressnapf stibitzt) doch in den drei folgenden Sätzen war er chancenlos.

Tiepelt fand in Heinz den richtigen Gegner für sein Angriffsspiel. Griff Heinz an, war der Ball schneller wieder zurück als Heinz reagieren konnte. Heinz wurde versenkt. Ganz starkes Spiel von Tiepelt.

Dieter Lorse war gegen Haudegen Küpper ohne Aussicht auf Erfolg. Dessen Angriffe waren einfach zu gut und genau.

Dann kam Walter Borchert gegen Tom Pahle. Das Spiel der Nassen.  Walter Borchert schien Toms Art zu spielen nicht weiter zu stören. Walter machte einfach sein Ding und Tom musste versuchen sein Spiel umzustellen um etwas zu erreichen. Immer mehr Unterschnitt zwang Borchert zum Schupfen. Im dritten Satz schien das auch ansatzweise zu klappen und Tom holte zumindest diesen Satz. Borchert hatte sein Mühe den Ball zu kontrollieren und konnte so bemerkenswert viele Netz- und Kantenbälle für sich verbuchen. Darauf hin hat Tom gebeten das doch zu lassen. Im vierten Satz sah es auch lange knapp aus. Doch die letzten Bälle gingen wieder unglücklich an Borchert.

nur noch 6:7 für Mersch und alles wieder offen.

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Alfred fragte mich, wie er gegen Pohl spielen sollte. Ich sagte: „Du wirst keine Probleme haben. Du kommst mit den Aufschlägen sicher klar.“ – Irrtum. Auch Alfred hatte große Probleme mit den seltsamen Aufschlägen, bei denen Bruno den Schläger vorm Körper zum linken Arm hin bewegt. Alfred kann den ersten Satz nur mit viel Mühe 12:10 gewinnen. Das Gleich im zweiten Satz.  Wieder eine Zitterpartie und Alfred gelingen nach dem 10:10 die entscheidenden Treffer. Im dritten Satz wollte Pohl wohl was Anderes versuchen. Alfred gewann diesen Satz klar mit 11:3 Punkten.

Verlieren konnten wir also nicht mehr.

Mein Gegner war nun Dominik Breidenich. Schon Alfred hatte gegen ihn fünf Sätze gebraucht. Georg war der Schiedsrichter, wie er sagte zum letzten Mal, bei einem entscheidenden Spiel in welchem ich mitspiele. Seine Nerven halten das nicht mehr aus.

Ähm? Naja alles wie gehabt. Verschlagen, verhauen, unkonzentriert, ANGABEFEHLER das komplette Repertoire habe ich auf Georgs Schultern abgeladen. Zum Glück stand mir Dominik in Nichts nach. Erster Satz 10:12, zweiter Satz 12:10, dann 5:11 und 11:5. Es hatte sich eine recht undurchsichtige Gesamtlage ergeben und alle warteten gespannt auf den letzten Teil des seltsamen Spiels. Unter viel Ohhh und OOOH und Ouououou dudelten wir so im fünften Satz weiter, wohl etwas konzentrierter und hielten beide den Sieg fest im Blick. Nun, letztlich war mein Blick etwas fester und meine Konzentration höher. Als ich dann einen Aufschlag bewusst, überraschend kurz, mit viel Rechtsdrall in die Vorhand meines Gegners spielte, der diesen Ball erwartungsgemäß rechts über den Tisch hinaus brachte, als er danach auch noch den Tisch verließ, wusste ich, wir haben gewonnen! DSCF1698

Zwischenzeitlich war sogar schon das Schlußdoppel gespielt, das Tom Pahle und Heinz Kühnl gegen Cousin/Küpper deutlich gewinnen konnten.

Alles in Allem ein erkämpfter, erzitterter und also wahrlich verdienter Sieg in Gey.

 

Sorry für die Länge des Berichts.

Nächstens wieder kürzer.

Euer Rico